Pflanze des Monats: Passionsblume

Passionsblume

Wer schlecht schläft oder auch tagsüber mehr Ruhe, Gelassenheit und Kraft braucht, sollte diese extravagant blühende Schönheit kennenlernen: die Passionsblume, oder Passiflora incarnata.

Schwierigkeiten beim Einschlafen sind ein Leiden, das mehr ist, als die Summe seiner Teile.  Denn nicht nur besteht ein Leidensdruck während des langen Wachliegens (bei Einschlafstörungen) und bei unnötigem Aufwachen mitten in der Nacht (bei Durchschlafstörungen). Gerade ausserhalb der akut auftretenden Schlafprobleme belasten sie einen doch – man ist müde, abgeschlagen, kann sich schlecht konzentrieren. Oft fühlt man sich reizbar, schnell ermattet und nicht normal leistungsfähig. Im schlimmsten Fall gelangt man in einen Teufelskreis aus Müdigkeit und Schlaflosigkeit, der nachhaltig das Gefühlsleben und das körperliche Wohlbefinden deutlich negativ beeinflussen kann. Die fehlende Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit kann sogar in Überlastung und Stress ausarten, wenn Aufgaben lange dauern oder sich anhäufen – und schon kann man wieder vor Sorge nicht schlafen. Kann die Passionsblume hier hilfreich ansetzen? Anscheinend schon. Denn die Geschichte der Passiflora incarnata als Heilpflanze ist lang, die moderne Wissenschaft hat begonnen, sich mit ihr zu befassen und sie wurde sogar von WissenschaftlerInnen der Uni Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres 2011 gekürt.

Eine Besonderheit der Passionsblume ist ihre üppige, farbenfrohe Blüte. Sie strahlt in verschiedenen Farb-Ausprägungen, meist in Blautönen und Violett bis zu tiefem Magenta-Rot, doch auch in pink und weiss. Sie ziert zudem eine Nebenkrone aus manchmal geraden, manchmal krausen, garnartigen Fäden und grosse, goldgelbe Staubeutel und Narben. Die handtellergrossen Blüten blühen im Hochsommer zwischen Juli und September. Ähnlich wie ihre bekannteren Cousinen, die Maracuja und Gelbe Granadilla, enwickeln Passionsblumen etwa eigrosse, essbare und süsslich schmeckende Früchte, bei welchen es sich botanisch gesehen um Beeren handelt. Auf ihrem Usprungs-Kontinent Südamerika wurden die Beeren seit Langem als Obst, für Saft oder Sirup verwendet.

Die Passionsblume gehört zur sehr artenreichen Familie der Passionsblumengewächse, oder Passifloraceae. Sie ist eine mehrjährige, vier bis sechs Meter hoch wachsende Rankpflanze; dies bedeutet, dass sie kleine, spiralförmige „Greifer“ ausprägt, um selbstständig umliegende Äste oder Gegenstände als Halt zu nutzen. Sie bildet bis zu zehn Meter lange Rhizome – wurzelartig wirkende Ausläufer, entlang derer Babypflanzen wachsen und mithilfe dessen sich die Passionsblumen (zusätzlich zur Samenbildung) vermehrt. Ihren Ursprung hat die Passionsblume vom südlichen Nordamerika, Mittel- und nördliches Südamerika, wo sie an heissen, sonnigen Standorten gedeiht. In Europa ist sie als Zierpflanze erhältlich. 

Ihren gebräuchlichen Namen erhielt die Passionsblume durch christliche Kolonialisierer, die in der auffallenden Blüte die Passion Christi zu erkennen glaubten. Eine der ursprünglichen Bezeichnungen für die Blume der Powhatan people in Virginia war „mahcawq“, aus dem sich wahrscheinlich der amerikanische Name „maypop“ entwickelte.

 

Wofür ist Passionsblume gut?

Die ausgleichende, beruhigende Wirkung der Passiflora incarnata war der indigenen Bevölkerung der amerikanischen Kontinente bereits bekannt, als die ersten weissen Siedler dort landeten. Das Wissen um die gesundheitlichen Vorteile der Passionsblume wurde durch Siedler übernommen und gelange im 17. Jahrhundert nach Europa. Im 19. und 20. Jahrhundert befassten sich Wissenschaft und Heilkunde in Nordamerika und Europa immer wieder mit der Passiflora. Sie erkannten die Wirkung bei Nervosität, Reizbarkeit, Ängsten und Unruhe und den damit oft einhergehenden Beschwerden wie Konzentrationsmangel, Verspannungen und Schlafstörungen. Immer wieder fanden Zubereitungen mit Passionsblumenextrakt als Beruhigungs- und Schlafmittel ihren Weg auf den Markt.

In einer Studie (doppelblind und placebokontrolliert) wurde das subjektive Empfinden bzgl. der eigenen Schlafqualität der Probanden verfolgt. Personen, welche Passionsblumentee in ihre Abendroutine integrierten, berichteten von einem deutlich besseren Schlaf in Dauer und Tiefe, sowie eine verbesserte Fähigkeit, den Herausforderungen im Alltag gerecht zu werden. Auch andere Studien suggerieren, dass die regelmässige Einnahme von Zubereitungen mit Passionsblume uns nicht nur beruhigter und gefestigt durch die Probleme und Anforderungen des Lebens bringt, sondern auch angstlösend wirkt und uns besseren Schlaf ermöglicht. Wie so oft in der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) konnten Forschende bisher keinen spezifischen Wirkstoff isolieren, der für die heilkundliche Wirkung verantwortlich sein könnte. Es könnte ein Vielstoffgemisch sein, welches auf die Gaba-Rezeptoren (bestimmte Empfänger an Nervenzellen des zentralen Nervensystems) Auswirkungen hat. Die Gaba-Rezeptoren beeinflussen u.a. die Prozesse des Ein- und Durchschlafens; Störungen im Bereich der Gaba-Rezeptoren stehen in Verbindung mit Nervosität, Irritation, Ängsten und Störungen des Schlafs. Möglicherweise wirken Flavonoide der Pflanze an den Gaba-Rezeptoren und entwickelt eine sedative, dämpfende Wirkung. Auch der Einsatz von Passionsblume als Krampflöser und zur Senkung des Blutdrucks ist bekannt.

2011 erlangte die Passionsblume die Ehre, von der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres gekürt zu werden.

Wer also an psychischen, emotionalen Belastungen leidet, Stress in der Familie oder am Arbeitsplatz erlebt, sich in Prüfungssituationen begibt, an übermässigen Ängsten oder Panikattacken leidet, kann mit der Passiflora incarnata möglicherweise echte Hilfe erleben. Der entspannende Einfluss der Passionsblume auf unsere Psyche und Organismus verleiht Gelassenheit und die Fähigkeit, Blockaden zu überwinden und sich auf die wichtigen Dinge des Lebens zu konzentrieren.

 

Was ist drin in der Passionsblume?

Arzneilich verwendet wird das Kraut der Passiflora, also alle oberirdischen Pflanzenteile. Es enthält Flavonoide, Kohlenhydrate, ätherisches Öl, Protocatechusäure, p-Hydroxybenzoesäure, Cumarine und essentielle Fettsäuren.

 

Anwendung von Passionsblume:

Passionsblume kann ganz einfach als selbst hergestellte Tees und Tinkturen eingenommen werden, zudem es gibt Präparate wie Tabletten und Kapseln mit Extrakten der Passionsblume. Um in den Genuss der beruhigenden Wirkung zu kommen, ist ein regelmässige Einnahme über etwa sechs Wochen ratsam. Bei milderen Beschwerden kann der regelmässige Teegenuss schon Linderung verschaffen. Bei schwerwiegenderen Beschwerdebildern kann die Einnahme von Tabletten oder Kapseln mehr Erfolg versprechen.

Passionsblumenkraut Tee Als Tee können Sie das Passionsblumenkraut verwenden, also alle Pflanzenteile ausser der Wurzel. Der Tee kann aus frischen sowie getrockneten Blättern und Stängeln hergerichtet werden. Übergiessen Sie einen Teelöffel (ca 1.5g) getrocknetes oder frisches Passionsblumenkraut mit 150ml (1 Tasse) heissem Wasser und lassen Sie den Tee 10 Minuten ziehen. Bedecken Sie während des Ziehens die Tasse, so dass die kostbaren ätherischen Öle nicht mit dem Wasserdampf verflüchtigen. Idealerweise geniesst du Abends 1-2 Tassen. Auch Kinder dürfen Passionsblumenkrauttee bedenkenlos zu sich nehmen.

Tinktur Eine Tinktur ist ein Mittel, in dem die Wirkstoffe mithilfe von Alkohol aus einer Pflanze extrahiert werden. Tinkturen zu erstellen ist sehr einfach, zudem sind sie sehr lange haltbar, man benötigt allerdings etwas Zeit. Innerlich dürfen Sie bis zu 3-5x/Tag 10 Tropfen der Tinktur zu sich nehmen.

In diesem Blogbeitrag beschreiben wir Schritt für Schritt, wie eine Tinktur herzustellen ist:

→ Tinktur selbst herstellen

Kapseln oder Tabletten In Präparaten mit Passiflora-Extrakt sind die Inhaltsstoffe konzentrierter enthalten und genormt, so dass man leicht überprüfen kann, ob die empfohlene Tagesdosis eingehalten von 300mg wird.

Verträglichkeit Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Über die Verträglichkeit während Schwangerschaft und Stillzeit fehlen Studien.

 


Hinweis: Dieser Blogbeitrag dient der allgemeinen Information und ersetzt keine ärztliche Beratung. Wenn Sie Beschwerden verspüren, wenden Sie sich bitte an eine medizinische Fachperson. Bei Fragen oder Anregungen sind wir gern für Sie da:

Abderhalden Drogerie AG
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Quellen:

Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2016
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21294203

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9234160

https://www.researchgate.net/publication/6605164_Possible_involvement_of_GABA_A-benzodiazepine_receptor_in_the_anxiolyticlike_effect_induced_by_Passiflora_actinia_extracts_in_mice

https://www.traditionalmedicinals.com/blogs/ppj/passionflower-101

 

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